Kontrast mit Farbe
Inhaltsübersicht
Im folgenden werden Kontraste mit Farbe vorgestellt: Simultankontrast, Komplementärkontrast, Farbe-an-sich-Kontrast, Quantitätskontrast, Bunt-Unbunt-Kontrast, Hell-Dunkel-Kontrast, Kalt-Warm-Kontrast und Qualitätskontrast.
Simultankontrast
Informationen über den Simultankontrast können genutzt werden, um durch Verstärkung des Kontrastes die Wahrnehmung des Betrachters bewusst zu lenken, zu strapazieren, anzuregen oder durch eine gezielte Verringerung des Kontrastes zu schonen. So ist bei Flächen, die eine hohe Aufmerksamkeit auf sich ziehen bzw. erforderlich machen, wie z. B. Texte, Hinweisschilder oder Bedienfelder, darauf zu achten, dass das Auge des Betrachters nicht überanstrengt wird. Insbesondere bei Displays, Monitoren und Bedienfeldern, die unterschiedlichen Licht- und Beleuchtungsverhältnissen ausgesetzt sind, wird der Einsatz von Kontrasten erforderlich.
Der Farbton der kleinen Quadrate ist in allen großen Quadraten identisch (siehe auch ›Bunt-Unbunt-Kontrast‹)
Hell-Dunkel Simultankontrast.
Simultankontrast mit unterschiedlichen Farbwerten.
Komplementärkontrast
Mit Komplementärkontrast sind jene Farben gemeint, die sich im Farbkreis gegenüber liegen. Da sich Farbkreise je nach Farbmodell unterscheiden und sich dadurch unterschiedliche Farbpaare ergeben, die sich als Komplementärfarben bezeichnen ließen, ist eine Festlegung bzw. die Benennung konkreter Komplementärfarben nicht möglich. Aufgrund des Phänomens der Nachbilder kann allerdings der Farbkreises nach Harald Küppers (siehe ›Farbkreis nach Harald Küppers‹) als geeignet empfohlen werden. Gerade weil die Nachbilder ein zwar wissenschaftlich noch nicht ganz geklärtes aber bei jedem Menschen gleichermaßen stattfindendes Phänomen darstellen und somit objektive Erwartungen voraussehbar machen, eignen sich die Komplementärkontraste des Farbkreises nach Harald Küppers besonders für Gestaltungsüberlegungen, sowohl nach ästhetischen als auch nach ergonomischen Kriterien.
Im Farbkreis nach Harald Küppers gegenüberliegende Komplementärfarben.
www.gilette.com/men/fusion
Farbe-an-sich-Kontrast
Die Bezeichnung dieses Kontrastes mag etwas eigenwillig klingen, beschreibt aber dafür umso nachvollziehbarer, worin die Qualität dieses Kontrastes liegt. Durch die Kombination mehrerer Farbtöne wird eine kontrastreiche Wirkung erzielt, die für Lebhaftigkeit, aber auch Vielseitigkeit stehen kann, weshalb dieser Kontrast sowohl dann zum Einsatz kommt, wenn Kinder mit bunter Farbenvielfalt als Zielgruppe angesprochen werden sollen, als auch dann, wenn Kreativität zum Ausdruck gebracht werden soll.
Farbe-an-sich-Kontrast
Joystick der Lernkonsole V.Smile, © www.vtech.de
LeapPad-Lernsystem, © www.leapfrog.com
mondo.happytreefriends.com
Ein Farbe-an-sich-Kontrast kann sich auch zufällig ergeben. Die einzelnen Werbeflächen wurden ohne System und nur in der Reihenfolge des Eingangs sortiert. Dadurch und durch die intensiven und unterschiedlichen Farben ergibt sich ein farblich chaotisches Bild (www.milliondollarhomepage.com).
Quantitätskontrast
Wenn der Kontrast durch ein Ungleichgewicht an Farbmengenverteilung zum Ausdruck kommt, spricht man von Quantitätskontrast. Gibt es eine gleichmäßige Verteilung der Farben in Menge und Intensität kann die Gestaltung ausgewogen, aber auch langweilig erscheinen. Der Quantitäts- aber auch der Bunt-Unbunt-Kontrast (siehe ›Bunt-Unbunt- Kontrast‹) eignen sich hervorragend für die Gestaltung von Informations- und Funktionssoftware und überhaupt für jede Art von Hard- oder Software-Bedienfelder. Inhalte wie auch funktionale Aspekte lassen sich mit diesen Kontrasten gut differenziert darstellen.
Quantitätskontrast
Bloomberg Terminal (Industrial Design: Masamichi Udagawa, Sigi Moeslinger; Antenna Design New York Inc. Screen Interface Design: Bloomberg Team. Foto: Ryuzo Masunaga).
www.deutschepost.de
Bunt-Unbunt-Kontrast
Wie die Bezeichnung bereits vermuten lässt, bildet sich dieser Kontrast durch die Kombination von satten, bunten mit entfärbten, unbunten Farbtönen, wobei die entfärbten Farbtöne durch eingefärbte Grauabstufungen gebildet sind. Der Bunt-Unbunt- und der Quantitätskontrast (siehe ›Quantitätskontrast‹) sind sehr geeignete Farbkontraste für die Gestaltung von Screen- und Interfacedesign. Sie lassen sich auch hervorragend miteinander kombinieren. Die reduzierte Anwendung von Farbe, die gedämpften grauen Farbabstufungen und auch große Flächen bieten nicht nur Freiraum für Gestaltung, sondern auch die Möglichkeit, ergonomische mit formalen Aspekten in Einklang zu bringen.
Bunt-Unbunt-Kontrast
www.sonos.com
Tastatur des Bloomberg Terminals. (Industrial Design: Masamichi Udagawa, Sigi Moeslinger; Antenna Design New York Inc.
Screen Interface Design: Bloomberg Team. Foto: Ryuzo Masunaga).
Screenshot des alten Apple Betrienssystems Mac OS 7.0
Hell-Dunkel-Kontrast
Dieser Kontrast ist wohl einer der bekanntesten, nicht zuletzt weil am ehesten auffällt, wenn er nicht berücksichtigt wurde. Er trägt wesentlich dazu bei, Details überhaupt erkennbar zu machen und z. B. Text vom Hintergrund differenziert und ausreichend wahrnehmbar darzustellen. Der Hell-Dunkel-Kontrast ist ein ergonomischer Faktor und nicht nur für jene relevant, die eine Seh- oder Farbensehschwäche haben. Ein zu starker Hell-Dunkel-Kontrast kann sich auf die Augen sehr ermüdend auswirken.
Hell-Dunkel-Kontrast
Umgebungslicht kann Displays von öffentlichen Verkehrsmitteln unlesbar machen. Nicht nur mit blendungsfreien
Displayabdeckungen, sondern auch mit einem gezielten Einsatz von Hell-Dunkel-Kontrast kann die Lesbarkeit gewährleistet werden.
Farbkontraste innerhalb eines Flugzeug-Cockpits.
Hell-Dunkel-Kontrast beim Interface (Tastatur) einer Schreibmaschine (Hermes, Schweiz ca. 1970).
Hell-Dunkel-Kontrast beim CD-Rom-Adventure-Game „Potsdamer Platz“ von Prof. Eku Wand.
Kalt-Warm-Kontrast
Im Farbkreis befinden sich sowohl Farben, die eher als kalt, als auch Farben, die eher als warm empfunden werden. Zudem werden Grautöne gegenüber Farbtönen als kalt und innerhalb der Graupalette bräunliche gegenüber den bläulichen Grautönen als warm empfunden. Auch innerhalb einer Farbfamilie können kältere und wärmere Farbtöne festgestellt werden. Diese emotionalen Qualitäten werden beim Kalt-Warm- Kontrast gegenübergestellt, um z. B. Spannungsfelder zu erzeugen. Solche Qualitätsunterschiede können aber auch genutzt werden, um Räumlichkeit vorzutäuschen, da kalte Farben eher fern wirken und warme nah, so wie man es von der natürlichen Lichtperspektive, auch Farbperspektive genannt, her kennt. Je entfernter etwas in der freien Natur ist, umso bläulicher, kühler bzw. blasser wirken die Farben und je näher es ist, umso wärmer bzw. kräftiger sind die Farben. Unser Sehapparat hat sich im Laufe der Evolution an diese Wahrnehmung angepasst, so dass die Farbperspektive als Variante des Kalt-Warm-Kontrastes immer dann genutzt werden kann, wenn mit wenigen farblichen Mitteln eine räumliche Wahrnehmung bzw. eine Differenzierung zwischen Hervorheben und Zurücknehmen bewirkt werden soll. Die sich aus dem Kalt-Warm-Kontrast ergebende Eigenschaft der Raumwirkung kann beim Screen- und Interfacedesign dazu genutzt werden, Strukturen zu bilden und Bedeutungsgrößen zu definieren. Funktionen oder Inhalte können, je nach Strategie und Notwendigkeit, mal in den Vordergrund gerückt und z. B. allein durch den Wechsel von einer warmen zu einer kalten Einfärbung wieder in eine andere Bedeutungsebene verschoben werden.
Kalt-Warm-Kontrast
www.gelsenwasser.de
www.metadesign.de
www.decodeunicode.org
www.o2-online.de
Qualitätskontrast
Wenn ein reiner Farbton von seinen eigenen hellen und dunklen Tonwertstufen umgeben ist, wirkt er intensiver. Dadurch wird seine Bedeutung gegenüber den abgestuften Tonwerten erhöht. Man spricht dann auch von Qualitätskontrast. Bei einer solchen Ton-in-Ton-Gestaltungsform können durch Tonwertabstufungen in einer Fläche Bereiche abgegrenzt und bestimmten Inhalten und Funktionen zugeordnet werden, wodurch die gesamte Fläche eine klare Gliederung erfahren kann. Es besteht allerdings auch die Gefahr, durch diesen geringen Farbeinsatz eine sprichwörtliche Eintönigkeit zu bewirken.
Qualitätskontrast
www.nanoreise.de
www.artispaas.de
www.wand5.de
Überblick der Kontraste
Simultankontrast
Komplementärkontrast
Farbe-an-sich-Kontrast
Quantitätskontrast
Bunt-Unbunt-Kontrast
Hell-Dunkel-Kontrast
Kalt-Warm-Kontrast
Qualitätskontrast