Bauhaus 4.0 – Digitalisierung – Service Design Thinking – Interactiondesign

Der Deutsche Designertag stellte sich in 10 Podiums-Diskussionen folgender Frage:
„Wie können wir das utopische Potenzial des Bauhauses nutzen, um auf gesellschaftliche Entwicklungen nicht nur zu reagieren, sondern diese selbst aktiv mitzuformen?“

Die Erfahrungen des Bauhaus lassen sich in allen Arbeits- und Lebensbereichen anwenden, wo es darum geht, Ideen und Innovation freizusetzen. Obwohl Online Business mit z.B. Online Kurse erstellen, Digitalisierung und ortsungebundes Arbeiten einen wichtigen Teil dieser Website ausmacht, sind die hier diskutierten Themen nicht nur darauf beschränkt. Es gehört zur Strategie des Life & Business Design, sich mit allen (Lebens-) Umständen zu befassen, um Zufriedenheit und Glück aber auch gutes Business möglich werden zu lassen.

Es gab bundesweit 10 Diskussionen.

In Bremen ging es am 26. März 2019 um „Interactiondesign“ und „Service Design Thinking“.
Bis zum 19. November 2019 gibt es noch 7 weitere Podiumsdiskussionen.

In Bremen diskutierten wir mit Prof. Tanja Diezmann (HfK Bremen), Florian Pfeffer (Designbüro one/one), Torsten Meyer-Bogya (AGD), Anna-Sophie Oertzen (Doktoranrin Köln International School of Design), Thomas Bade (IAUD, Yokohama, Japan) und meiner Wenigkeit.
Ich wurde zum Thema Service Design Thinking eingeladen.

Weitere Informationen zur Diskussionsreihe, den Themen und Veranstaltungsorten unter:
http://www.designtag.org/bauhaus-4-0/

Bauhaus-4-0-Digitalisierung-Interactiondesign-Service-Design-Podiumsdiskussion-03
Foto: © Norbert Egdorf

Details zur Veranstaltung in Bremen

Zunächst wurden die Begriffe (Themen dieser Podiumsdiskussion) Interactiondesign und Service Design geklärt und mit Beispielen vorgestellt. In diesem Kontext wurde auch über Digitalisierung diskutiert. Die Nutzerzentrierung wurde als Kernthema von Interactiondesign und Service Design identifiziert. Hier wurde auch der Bezug zum Bauhaus genannt. Um diesen Bezug noch deutlicher zu machen, hätte man noch die Franfurter Küche nennen können.

Die Kernklammer zum Titel „Bauhaus 4.0“ wurde mehrfach aufgegriffen:
„Wie können wir das utopische Potenzial des Bauhauses nutzen, um auf gesellschaftliche Entwicklungen nicht nur zu reagieren, sondern diese selbst aktiv mitzuformen?“

In diesem Kontext gab es eine kurze Rede und u.a. wurde die serielle Produktion aufgegriffen und erwähnt, dass es mehrere Varianten des Bauhauses gab, zu der auch die Fertigung von Luxusgütern zählt. Von dieser Klammer ging es in Richtung Ökologie und ob gewisse Produkte aus ökologischer Sicht überflüssig sind. Es ging über den Sinn von Design zugunsten eines respektvollen Umgangs mit Ressourcen.

Philipp Stark wurde als Gestalter/Stylist genannt, dessen Produkte bestenfalls hübsch, aber nicht wirklich notwendig sind (gilt für viele, wenn nicht sogar für die meisten Produkte – auch hier wurde das Bauhaus genannt. Schließlich sind auch deren Entwürfe zu einem Großteil nicht zwingend erforderlich, werden aber stets gerne ehrenvoll erwähnt).

Designer vermeiden halt nicht, sondern werden gebucht, um für ein Mehr an Konsum und für ein schnelleres Neu-Kaufen zu sorgen (aus Sicht der produzierenden Anbieter bzw. Auftraggeber).

Wir gingen sehr praktisch auf die Herausforderungen und Widersprüche im Design ein, dass Designer einerseits stets Unternehmensberater sind, weil sie nun einmal ein beratendes Unternehmen führen, viele Design-Studierende sich aber lieber von wirtschaftlichen Belangen distanzieren, anstatt zu erkennen, dass Design stets in wirtschaftlichen Zusammenhängen stattfindet.‬

‪Zudem diskutierten wir den Umstand, dass zwar alle – aus ökologischer Sicht – die Welt zwar verändern, aber nichts an sich selber ändern wollen. Design wurde hierbei als Mit-Verursacher fehlender Nachhaltigkeit genannt, da es vom Auftraggeber eben deshalb gebucht wird, um ein Mehr an Konsum zu ermöglichen und nicht ein  Weniger.

Daraufhin wurde die Hoffnung geäußert, Design-Studierende dahingehend auszubilden, dass sie beim Reduzieren des Konsums helfen. Worauf im Podium die Frage in den Raum gestellt wurde, wer solche Designer buchen würde. Die bisherigen Auftraggeber erwarteten schließlich stets ein Mehr an Aufmerksamkeit, um mehr Umsatz zu machen – und nicht ein Weniger.

Im Publikum folgte ein Aufruf nach Verantwortung für nachfolgende Generationen – Thema Nachhaltigkeit.
Zuvor wurde im Podium bereits ein Lösungsvorschlag genannt.

Anstatt von Designern oder sonst wem zu erwarten, eine nachhaltige Lösung herbeizuzaubern, wäre es zielführender, an die eigene, individuelle Verantwortung zu denken. Jedes Individuum kann seinen Konsum massiv zurückfahren und den Methoden der Zerowaste-Bewegung (absolute Müllvermeidung bereits beim Einkauf) und der 100Teile-Strategie (nicht mehr als 100, 500 oder 1000 Teile besitzen, je nach Bedarf und Familiengröße) folgen.
Das will zwar niemand – aber dies wäre eine Lösung (nicht nur über Nachhaltigkeit zu schwätzen und andere z.B. Designer machen zu lassen, sondern selber Verantwortung zu übernehmen).

Auch hier wurde der Bezug zum Bauhaus genannt – wegen der Radikalität des Umsetzungswillen (und geringer Akzeptanz bei der breiten Bevölkerung).

‪Unser aller Problem, im Wohlstand leben und konsumieren zu wollen, wurde somit im Kontext von Ökonomie, Konsum und Ökologie diskutiert. Und das die Digitalisierung für Designer die Chance bedeutet, ihre hohe Relevanz und die Macht des Design für sich nutzen zu können, wurde auch herausgestellt. Ich hatte nicht ohne Grund darauf hingewiesen, dass es für Designer wichtig ist, gegenüber ihren Auftraggebern den Unterschied von Gestaltung und Design zu verdeutlichen und darauf hinzuweisen, dass Designer Prozesse entwickeln  und  Gestaltung  nur  ca.  20-30%  der  Tätigkeit  ausmachen.‬

Den inneren Kampf vieler Designer, Probleme damit zu haben, dass ihre Tätigkeit in wirtschaftlichen Zusammenhängen stattfindet und u.a. auch deswegen im direktem Widerspruch zu ökologischen Absichten steht, wurde (wie oben ausführlicher beschrieben) diskutiert

‪Es gab demnach viele heiße Themen (Ökonomie, Ökologie, Konsum, Digitalisierung), auch die Frage, auf wie viel Konsum und Wohlstand jeder Einzelne bereit wäre zu verzichten und was jeder für sich zur ökologischen Nachhaltigkeit beitragen könnte/will und in wie weit Design überhaupt etwas in ökologischer Hinsicht verändern kann, wenn es eh in erster Linie zum Steigern des Erfolgs eines Unternehmens und demnach des Konsums gebucht wird.‬

‪Diese Themen zeigen, dass sich Design auch heute in einem Konflikt- und Spannungsgefüge befindet, so wie sich die Gesellschaft auch in Zeiten des Bauhauses mit massiven Veränderungen konfrontiert  sah.‬

‪Und hier stellt sich die Frage, was das Bauhaus für die Gesellschaft für die damaligen Herausforderungen positiv änderte, ebenso, wie die Frage, ob und was Design heute für die Gesellschaft Positives bewirken kann. Die Bezüge zum Thema „Bauhaus 4.0“ ergeben sich demnach zwangsläufig und wurden umfänglich angesprochen. ‬

Hier hätte sich das junge Publikum melden und klären können, wie viel Opfer sie bereit wären, einzugehen.
Man hätte sie allerdings gezielt auffordern müssen.
Erstaunlich, dass dies notwendig ist, wenn das Thema als dringlich angesehen würde. Schließlich war die Friday for Future Bewegung (aktiviert durch Greta Thunberg) bereits voll im Gang.

Das Mikrophon ging mehrfach auch im Publikum um. Leider erfährt man oft erst nachher, ob man mehr hätte motivieren müssen. Auf Frage an die Studierenden (im get together), warum sie sich nicht zu Wort meldeten, nannten sie fehlenden Mut und das sie nicht wussten, sich zwischendurch melden zu dürfen (so lernt man dazu, dass man darauf stets hinweisen sollte, dass sich das Publikum immer melden darf).

Unsere Konsum- und Wohlstandsgesellschaft wäre bei dem eigentlich notwendigen Verzicht nicht in gleicher Weise möglich und Designer wohl vielerorts überflüssig, wenn sich für einen Konsumverzicht eine Mehrheit fände. Selbst die, die es fordern, halten sich eher selten daran 😉

Eine Diskussion dazu wäre mit Alt und Jung gewiss sehr interessant gewesen. Das Publikum war aber durchgehend verhalten und still, weshalb der Moderation kein Vorwurf zu machen wäre, hier und passend zur Zeitplanung die Diskussion zu schließen.

Die Podiumsdiskussionen
Abend 1 | Dieburg/Frankfurt am Main | 19. Februar 2019

Abend 2 | Garching/München | 12. März 2019

Abend 3 | Bremen | 26. März 2019

Abend 4 | Aalen/Stuttgart | 9. Mai 2019

Abend 5 | Reinbek/Hamburg | 28. Mai 2019

Abend 6 | Hemmingen/Hannover | 6. Juni 2019

Abend 7 | Dortmund | 13. Juni 2019

Abend 8 mit Ausweichtermin | Nürnberg | 8. Oktober 2019

Abend 9 | Berlin | 17. September 2019

Abend 10 | Queis/Leipzig | 19. November 2019

Weitere Informationen und Tickets:
http://www.designtag.org/bauhaus-4-0/

Veranstalter sind die Mitgliedsorganisationen im Deutschen Designtag:

Allianz deutscher Designer (AGD)
Berufsverband Deutscher Kommunikationsdesigner (BDG)
Deutscher Werkbund
Forum für Entwerfen (FfE)
Forum Typografie (FT)
HACE-Stiftung
Illustratoren Organisation (IO)
Internationales Design Zentrum Berlin (IDZ)
Netzwerk deutscher Mode- und Textil-Designer (VDMD)
Typographische Gesellschaft München (tgm)
Universal Design Forum (UD)
Verband Deutscher Industrie Designer (VDID)

In Verbindung mit der IGEPA-group

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